Was wäre ich ohne meine Heckenschere? Völlig machtlos. Alles hier würde mir über den Kopf wachsen. Ich meine natürlich meine mechanische, das Schnipp-Schnapp-Modell für meditative Scherenschnittübungen an Halbstrauch und Busch. Nicht die elektrische Höllenmaschine.
Wie so oft ist auch beim Heckeschneiden einfacher einfach besser, finde ich. Das lärmende Zerfleddergerät bleibt schön im Schuppen liegen, das doofe Teil. Natürlich hab ichs ausprobiert vor Jahren.
Erstens schleppe ich mit meinem handlichen Lieblings-Handwerkzeug heute kein zig-meterlanges Elektrokabel mehr hinter mir her. Das elende Kabelentheddern und ständige -umarrangieren verleidet mir gleich die ganze Heckenschnittaktion.
Wozu die ganze Plackerei, wenn spätestens auf 3/4 Weg feststeht, dass das Verlängerungskabel nur mit Mühe bis ans Gartenende reicht, auf keinen Fall aber um die Hecke herumgelegt werden kann? Schon arbeitet man diagonal und legt das Kabel notgedrungen über die Hecke, um abzukürzen. Man sollte glauben, ein oranges Kabel in einer grünen Hecke fiele auf, wenn man sich der kritischen Stelle mit laufender Heckenschere nähert? Nichts da, ratsch, ist das Kabel durchgehäckselt und ein Kurzschluss in der Steckdose (Mir in meinem alten Schrebergarten passiert.) Kabel sind so doof. Und Akkus manchmal schrecklich schnell schwach auf der Brust.
Zweitens lobe ich mir meine einfache Heckenschere auch wegen ihres geringen Gewichts; sie ist sicher nur halb so schwer wie die elektrische. Das schwere (und zudem infernalisch rüttelnde) Mörderteil geht höllisch in die Arme und ins Kreuz, wenn man sich per Ausfallschritt durch das Dickicht kämpft. Da ist es wirklich leichter, mit der Schere zu schnibbeln als im Schweiße seines Angesichts Halteübungen auszuführen.
Drittens ist das Arbeitsergebnis mit der Mechanischen deutlich hübscher. Sie macht nämlich nur saubere Schnitte und nicht diese schrecklich zerrissenen Fledderäste. Die sehen so schrecklich aus, dass eigentlich nur Psychopathengärtner ihre Freude daran haben können.
Lange Vorrede, kurzer Sinn: Es ist Zeit, bei Bedarf zum letzten Mal Hecken, Bäume und Halbsträucher zu stutzen. Wer es nun noch einmal schafft, lässt den so Frisierten noch Gelegenheit, dabei entstehende kahle Stellen und scharfe Konturen noch einmal zu überwachsen. Der letzte Austrieb hat außerdem noch gerade genug Zeit, sich gegen die Winterfröste abzuhärten.
Also ran an die Hainbuchenhecke und alles, was sonst noch so im Garten Schlange steht. Der Lavendel, Thymian, Salbei, Zitronenmelisse und Co werden wieder schön kompakt gestutzt. Geeignete Kräuterspitzen kann man gut zur Vermehrung nutzen: Hinter unserem Haus steht beispielsweise seit kurzem ein Topf mit meinen Lieblingslavendelstecklingen. Schön unter einer durchsichtigen Plastikhaube, damit die Dinger nicht vertrocknen, bevor sie Wurzeln schlagen können.
Außerdem kann man gleich einmal die verblühten Staudenspitzen im Blumenbeet abschneiden. Manche Blümchen sind nämlich “remontierend”, reagieren also bei rechtzeitigem Schnitt mit einer zweiten Blüte im Herbst. Das Erlebnis will ich nicht verpassen.
Auch der Schmetterlingsflieder wird jetzt laufend von mir ausgeputzt. Jede verblühte Rispe ersetzt der Strauch durch zwei neue Rispen in der Etage darunter!
Ein beachtlicher Wall aus Hecken- und Staudenschnitt kam gestern bei mir zusammen. Wer kann, schmeißt so etwas schnell durch den Leisehäcksler.
Da ich so was nicht habe und außerdem ja keine dicken Äste im Schnittgut waren, tat es in meinem Fall auch der Rasenmäher.
Immer vorsichtig wenige Zentimeter Wallbreite auf einmal schob ich den Mäher hin und her. Nicht zuviel auf einmal in Angriff nehmen! Sonst beschädigt man den Mäher, weil er überlastet wird! Auch muss natürlich laufend der Auffangkorb geleert werden, der sich ja irre schnell füllt. Zum Beispiel in die Schubkarre oder in einen Sack. Das Schreddergut eignet sich bestens zum Mulchen oder wandert eben in den Kompost.
Rike mit den Scherenhänden